Warum Sie für Ihre offenen Stellen möglicherweise keine Bewerbungen erhalten

Warum Sie für Ihre offenen Stellen möglicherweise keine Bewerbungen erhalten

Ein Drama mit Happy End in 9 Akten

1. Akt: Wieder eine besondere HR-Geschichte

Es gibt diese besonderen Geschichten, die man gerne am gemütlichen Lagerfeuer erzählt.

Gestern wurde mir als Grafikdesigner und StellenanzeigenSpezialist jedoch keine Geschichte erzählt, sondern eine tatsächliche Begebenheit von einem meiner guten Kunden, die ich beim nächsten Lagerfeuer sicher erzählen werde.

Denn diese „Geschichte“ muss erzählt werden!

Damit andere Unternehmer, die verzweifelt nach Bewerbern suchen, wissen, dass es unerwartete kleine Fallstricke mit unangenehmen Folgen gibt. So unangenehm, dass wochenlang die ersehnten Bewerbungen nicht auf ihren Schreibtischen landen werden.

 

2. Akt: Hassliebe HR-Marketing

Es geht um unser allseits geliebtes und hin und wieder gehasstes Personalmarketing. Wir nennen es Hassliebe, denn wie in jeder kritischen Beziehung wechseln sich die schönen und die weniger schönen Seiten in regelmäßigen Abständen ab.

HR-Marketing ist komplex, weil es Menschen involviert – und die sind nunmal fehleranfällig.

Wenn Sie es richtig anstellen, kann das HR-Marketing Ihrem Unternehmen helfen, die richtigen Talente anzuziehen. Wenn Sie jedoch Fehler machen, kann es Ihr Unternehmen teuer zu stehen kommen. So erging es zum Beispiel einem meiner Kunden mit dringend gesuchten Bewerbern.

 

3. Akt: Der Kunde äußert seinen Unmut

Eines Tages erhalte ich eine E-Mail von genau diesem Kunden. Ein guter Kunde. Ein großer Kunde (europäischer Baukonzern).

Die Nachricht des Managers enthielt eine echte Horrorgeschichte, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Denn die Nachricht kam für mich unerwartet und der Inhalt war unerwünscht. Weil er diese Horrornachricht an mich, den kreativen Verantwortlichen seiner Social-Media-HR-Kampagne, geschickt hatte.

Doch der Reihe nach …

4. Akt: HR-Kampagne mit Engagement und Herzblut

Wie viele meiner Kunden hat dieser Kunde mich u.a. mit der Entwicklung und Gestaltung einer Reihe von auffälligen Bannergestaltungen für die üblichen Social-Media-Plattformen beauftragt.

Dringend wurden mehrere zusätzliche Lkw-Fahrer gesucht – so wie überall, wo Material transportiert werden muss.

Wie bei jedem meiner Kunden, ob groß oder klein, habe ich natürlich auch diese Kampagne mit entsprechendem Engagement und Herzblut realisiert, inklusive der Textkreation für emotionalisierende Stellenausschreibungen mit Wumms.

5. Akt: Bewerbungen? Nada!

Nachdem die Kampagne gestartet war, lief diese normal an. Die Banner wurden im regionalen Umkreis der sechs Standorte geschaltet, und auch die „Jetzt bewerben“-Buttons wurden auf den Social-Media-Kanälen von der gewünschten Zielgruppe fleißig angeklickt.

Dass aufgrund der aktuellen Arbeitsmarktsituation, wie sie in einigen Branchen vorherrscht, zunächst keine Bewerbungen eingingen, war nichts Ungewöhnliches, aber ich war optimistisch.

Schließlich sind manche HR-Kampagnen eher ein Marathon als ein Sprintrennen, bis die gewünschten Bewerbungen für bestimmte Berufe eingehen.

Also konnte ich vorerst nicht mehr tun, als die Banner mit hoher CTR (Anklickrate des Buttons) online zu lassen und die Verlierer rauszuwerfen und durch neue Bannervarianten zu ersetzen. Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten in ... den digitalen Papierkorb.

Die ersten Wochen fasste ich natürlich nach, ob über das Formular auf der Konzernwebsite Bewerbungen eingegangen waren. Nada. Der Kunde blieb ruhig. Ich dachte mir dank meiner Erfahrung: Das wird schon werden.

Genau wie bei anderen Kunden, bei denen es manchmal länger dauerte, bis ein geeigneter Stellenbewerber gefunden wurde.

Die Winterpause im Baugewerbe führte auf Wunsch des Kunden zu einer vorübergehenden Einstellung der Kampagne. Sie wurde dann im Frühjahr wieder gestartet.

 

6. Akt: Die oben angekündigte „Horror-E-Mail“

Was hatte denn nun der Kunde mir, nach 10 Wochen Kampagnenlaufzeit, in diesem Jahr konkret geschrieben, was mir das Blut in den Adern gefrieren lässt?

Sinngemäß in Kurzform der Inhalt:

„Wir bekommen nur Rechnungen von den Social-Media-Plattformen, aber keine Bewerbungen!“

Zusätzlich wurden von ihm einige eigene Vermutungen angestellt, was die möglichen Gründe für die fehlenden Bewerbungsschreiben sein könnten.

Diese Ursachenszenarien waren jedoch falsch. Weder hatte ich einen gravierenden Fehler gemacht, noch hatten die Werbeplattformen die falsche Zielgruppe für die Jobbanner eingeblendet. Wie die mitlesenden HR-Onlinemarketingprofis wissen, ist das so gut wie ausgeschlossen.

Denn inzwischen werden die Posting-Inhalte über mehrere Tage hinweg mittels künstlicher Intelligenz sehr genau analysiert – so dass exakt klassifiziert werden kann, wer als potenzielle Zielgruppe überhaupt in Frage kommt.

Diese Analyse erfolgt nicht nur, aber vor allem auf Basis der Bannergestaltung und der Textinhalte im Posting.

Einer auf Lebenszeit angestellten Beamtin im Staatsdienst ein Jobposting für gesuchte Lkw-Fahrer anzuzeigen, macht so gar keinen Sinn. Außer, die Staatsdienerin lebt z. B. mit einem wechselwilligen oder arbeitslosen Lkw-Fahrer in einem gemeinsamen Haushalt.

Wir alle wissen es: Wenn jemand, der unser privates Wi-Fi-Netz nutzt, eine ungewöhnliche Suchanfrage stellt und anschließend die Treffer der Suchmaschine ausgiebig untersucht und recherchiert, werden uns einige Stunden später passende Produkte oder Dienstleistungen angezeigt.

Zumindest erlebe ich das häufiger nach den Suchanfragen meines erwachsenen Sohnes, der mich von Zeit zu Zeit besucht. :-D

Guter Rat war also extrem teuer, und nachdem ich mich verantwortlich fühlte, ging ich der Sache selbst auf den Grund und betrieb zeitintensive Ursachenforschung.

7. Akt: Forschung nach möglicher Ursache für diesen Ultramarathon

Nun, bestimmte Punkte habe ich trotz der hohen Qualitätsanforderungen an meine Arbeit überprüft. Niemand ist perfekt, und selbst die besten Fachleute können Fehler machen.

Zum Glück geht es bei meinen Arbeitsfehlern nicht um Leben und Tod, wie es bei Piloten/-innen oder Lkw-Fahrern/-innen schnell passieren kann.

Ich fand nur nichts. Keinen Fehler, keine mögliche Ursache.

Daraufhin überlegte ich schon, ob ich vielleicht die falschen Kampagnenziele definiert hatte, aber die Analyse der Kampagnenleistung über die Daten der Social-Media-Plattformen bescheinigte mir eine hohe Kampagnenqualität.

Und plötzlich, nach ein paar Stunden während einer Pause, kam mir eine Idee in den Sinn. Warum bewerbe ich mich nicht einfach selbst bei dem Unternehmen – um die Zustellung meiner Bewerbung bestätigt zu bekommen?

Gedacht – getan. Wie erwartet, wurde mir nach Versand meiner Testbewerbung auf der Karriereseite des Unternehmens eine Dankesnachricht angezeigt.

Damit diese Tatsache wahrgenommen wurde und der Kunde nicht von meiner Testbewerbung überrascht war, informierte ich ihn parallel per E-Mail.

Nach ein paar Stunden entdeckte ich eine Rückantwort des Kunden in meinem E-Mail-Postfach ...

8. Akt: Happy End

Haben Sie auch den Stein gehört, der mir vom Herzen fiel, als ich die Nachricht des Kunden las? Bestimmt!

Nur Dank meiner Testbewerbung hat das Unternehmen selbst Ursachenforschung im Haus für den Mangel an Bewerbungen betrieben – und wurde fündig.

Ich bringe es auf den Punkt: Es gab einen Weiterleitung-Ziel-Fehler bei den internen E-Mail-Adressverteilern.

Anstelle von (richtig) „job@firma.de“, wurde (falsch) „jobS@firma.de“ als Weiterleitungsziel etabliert.

(Weitgehend) O-Ton Kunde: „Wie aus dem Nichts erhielt ich plötzlich etwa 35 Bewerbungen. Darunter auch Ihre!“

Der Kunde freute sich, ich mich noch mehr. Ende gut, alles gut.

9. Akt: Resümee

Achten Sie immer auf mögliche Stolpersteine an allen Berührungspunkten, die sowohl Bewerber als auch versandte Bewerbungen durchlaufen können. Und diese können sehr vielfältig sein.

Deshalb ist es besser, immer mit Spezialisten zusammenzuarbeiten. Und wenn etwas schiefgeht, bitten Sie engagierte Menschen, die potenzielle Fehlerursache zu ermitteln.